Genuss-Wandern

Als ich mit dem Wandern angefangen habe, war ich oft schnell und lange unterwegs. In dem Moment der Last fühlte man sich lebendig und die Gedanken sprangen nur so durch das Hirn. Ein wirklich schöner Zustand, wenn man gerade eine Krise bewältigt. Die Wahrheit die man nicht wahrhaben will ist einfach unabstreibar da.

Ich wurde immer schneller und konnte immer weiter Wandern. Sicherlich waren es keine Werte die man mit anderen vergleichen kann und trotzdem war ich sehr stolz auf mich.

Es wirkte gut, die ganzen Probleme meiner Welt nahm ich mit einer Portion Aggression mit in den Wald und dort blieben sie auch. Im Gegenzug gab mir der Wald ein positives Gefühl und die Energie der Meister meiner Bestimmung zu sein. Herbert Spencer meinte man hätte selbst die Entscheidung darüber, ich konnte es nicht entscheiden, ich musste es provozieren beim Wandern.

Am Ende hat es geklappt obwohl ich das Ende nicht wie ein Klick oder eine Wand erkannt habe. Irgendwann vor ein paar Monaten, ich war gerade frisch Wanderkaiser geworden und nun völlig frei mir meine weiteren Ziele zu suchen, da spürte ich die Veränderung. Es war mir irgendwie egal wo ich lang wandere, auch habe ich auf einmal gemerkt das weniger mehr ist.

Schon immer habe ich Fotos gemacht um die Momente die mir was bedeuteten zu konservieren, ich habe so ein Fotoalbum der Bewältigung der Krise. Nun merkte ich aber auf einmal, dass ich das Foto machte um des Foto willen. Es war ein schleichender Prozess der kein merkbares Ende hat oder hatte. Vielmehr spürte ich irgendwann, dass ich dieses Foto nicht mehr konservieren muss um ein Gefühl zu konservieren. Nein, ich wollte dieses Foto weil es mir einfach gefiel. Es anzuschauen bereitete mir einen Genuss. Genauso wie die ganze Wanderung ein Genuss war.

Der Wald war nicht mehr ein Kraftwandelort und der Berg nicht mein Gegner, alles war ein Genuss. Als ich das bemerkte konnte ich nicht mehr feststellen wann sich das verändert hat, vielleicht mit dem Wanderkaiser Titel der Harzer Wandernadel, vielleicht war es auch was anderes. Auf jeden Fall drehe ich jetzt gerne Runde aus purer Lust. Mal weil ich die Gegenwart einer oder vieler Begleitungen suche oder oder ich den Genuss der Sinne die durch den Wald angesprochen werden suche.

Der Abendspaziergang

Ich habe viele Wanderungen gemacht und der ganze Tag gehört mir.

Vielleicht genauso wichtig ist der Abendspaziergang. Nach einem anstrengenden und stressigen Tag mit wenig Bewegung eines Informatikers, ist das durchspülen Adern eine wundersame und einfach Methode dem Tag was schönes abzugewinnen.

Anstrengende Wanderungen machen ich höchstens zweimal im Monat. Es gab Phasen da war es mehr, aber im Moment ist einfach nicht mehr. Dort verändert sich an einem gar nicht soviel. Der tägliche Abendspaziergang hingegen zeigt viel deutlicher was so drei Kilometer am Tag im schnell Schritt ausmachen.

Zum einen ist es dein Körper, der sich an die regelmäßige Bewegung gewöhnt und sich einfach besser anfühlt. Vor einer anstrengenden Wanderung, bin ich die Tage immer Abends unterwegs und schon ist die Tour viel einfacher. Vor allem am nächsten Tag.

Deine negativen Gedanken verfliegen und es kommt eine neue positive Energie über dich und in deine Seele.

Zum Schluss machst du Abends vielleicht nochmal ein schönes Foto oder Video. Vor allen von einem Ort an dem du schon x mal vorbeigegangen bist. Dann entdeckst du die Schönheit an diesem Ort und pfeilst an deiner Technik es zu dokumentieren. Dieser kreativer Prozess gibt dir soviel, dass du merkst dass du es nur für dich tust.